Kommunalblog Lehrte

Kampagne und Tribunal – wat is dat?

Posted in Lehrte, Stadt Lehrte by kommunalblog on 16. November 2009

Am Wochenende haben sich die Infos durch den Artikel im Anzeiger nun verdichtet und bestätigt: es geht ums Ganze. Der SPD-Parteichef fordert zum Wohl der SPD Lehrte den Kopf des SPD-Fraktionsvorsitzenden und wird dabei unterstützt von der SPD in Lehrtes Kernstadt.

Natürlich wurde dazu auch der Angesprochene selbst befragt und natürlich lehnt er jegliche an ihn gerichteten Forderungen ab. Schließlich wäre er dann nicht Hans Ahrens: „Aufgeben kam für mich noch nie in Frage, in der Niederlage steckt der Keim für den nächsten Sieg.“So steht es auf http://www.hans-ahrens.de geschrieben, als Ankündigung (oder Drohung) nach der verlorenen Landtagswahl und so wird es nun fortgeführt. Und die beste Methode, den Angriff abzuwehren ist bekanntlich der Gegenangriff.

Anstatt zu erklären, warum die eigene Partei „über den Tisch gezogen wurde“, warum man sich von der Baumarkt-Absage getrennt hat, warum dieser Baumarkt sogar wichtiger war als das Wohl der eigenen Partei (z.B. staatstragendes Verhalten?), warum man die Bürger mit den zuerst gemachten Aussagen und Beschlüssen zur Bürgerbefragung derart düpiert hat, ist sein Beitrag von zwei Schlagwörtern geprägt:

KAMPAGNE und TRIBUNAL

Damit sind Eckpfeiler des Selbstverständnisses eingeschlagen. Er hätte auch sagen können, dass dies der klassische Königsmord ist, nur hat er sich nicht getraut zu sagen, was er denkt: Dass er der König ist.

Aber das ist eigentlich nicht weiter schlimm, denn beide Begriffe sind von Natur aus eher neutral, wobei es sicherlich unterschiedliche Ausformungen gibt.

Die KAMPAGNE zum Beispiel: davon gibt es viele. Ab dem 17. Jhd. wurde damit wohl noch ein „Feldzug“ bezeichnet (heute wohl seltener). Ansonsten gibt es viele schöne Dinge, die sich darunter vereinen lassen. Sie eint allerdings, den zeitlich begrenzten Zusammenschluss von Personen, Organisationen, Aktivitäten, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. „Ja, genau“, werden nun alle rufen. „Deren Ziel ist der Königsmord.“ Vielleicht. Man könnte es aber auch als Informationskampagne bezeichnen: die Lehrter Bürger und wahrscheinlich auch die eigenen Genossen sollten wohl erfahren, wie tief der Spalt ist und wer dafür von wem zur Verantwortung gezogen wird. Dass man das über die Medien macht, gehört wahrscheinlich zum normalen professionellen Umgang mit den vorhandenen Ressourcen. Wenn man weiter schaut, findet man auch die s.g. „Schmuddelkampagne“, „Hetzkampagne“, „Rufmordkampagne“. Nun werden einige rufen „richtig, das ist es doch“. Aber wer ein bisschen Erinnerungsvermögen hat, der wird sich auch an andere Fälle aus der Politik erinnern, in denen die Bezeichnung einer Kampagne als „Hetzkampagne“ etc. i.d.R. gerne genutzt wurde, um Wahrheit zu denunzieren oder, um mit Wikipedia zu sprechen: „Der Begriff wird auch als politischer Kampfbegriff benutzt, um Kritiker zum Schweigen zu bringen oder sachliche kritische Berichterstattung in ein negatives Licht zu rücken.“

Der geneigte Leser mag nun also entscheiden, ob eine Kampagne, also der Zusammenschluss von Leuten, die Hans Ahrens als Fraktionsvorsitzenden ganz offensichtlich mißtrauen, etwas Schlimmes ist. Wie, wenn nicht so, sollte man Änderungen durchführen. Und diese nun öffentliche Rücktrittsforderung war sicherlich nicht die erste.

Kommen wir kurz zum TRIBUNAL. Wahrscheinlich wollte Hans Ahrens eigentlich „Volksgerichtshof“ sagen und konnte sich noch zurückhalten. Wäre nicht das erste Mal gewesen. Dabei läuft die Kritik an einem „Tribunal“ eigentlich ins Leere, denn zumindest in der Neuzeit ist auch an dem Begriff nichts Schlimmes mehr zu finden. Im Gegenteil: So spricht man gerne auch vom UN-Tribunal für Kriegsverbrecher. Zumindest in der zivilisierten westlichen Welt werden diese Sondergerichte anerkannt und ihre Seriösität auch.
Vielleicht wollte sich Hans Ahrens durch die „Tribunal“-Nennung auch einfach über die Mitgliederversammlung der SPD als zahnlosen Tiger lustig machen. Das wäre eine denkbare Möglichkeit. Schließlich ist das auch der Ruf, mit dem die Ermittler in Den Haag immer zu kämpfen haben.

Es ist also festzustellen, dass mit einem Tribunal eine Art „Gerichtsbarkeit“ gemeint ist. Und was passiert da? Ein Ankläger, in diesem Fall der Parteivorsitzende und seine Mitstreiter, verlesen die Anklageschrift, der Angeklagte und seine Verteidiger verteidigen sich und das Gericht (also die Parteimitglieder) entscheiden. Nun kommt es nur noch auf gute Begründungen an, die Ahrens zu geben hat. Es liegt also an ihm.

Ich stelle mir vor, die Genossen auf Landes- oder Bundesebene würden jedes Mal rumnörgeln, wenn die Basis auf einer der wenigen Versammlungen mal eine Ansage macht. Franz Müntefering, einstiger Star der Sozialdemokratie in Deutschland ist sang- und klanglos abgetreten, weil er die Zeichen der Zeit erkannt hat. Er war nicht mehr gewollt und in einer Art Kampagne hat man ihm das deutlich gemacht. So hat er einst Kurt Beck weggehauen und so ist es nun ihm ergangen. So ist Politik. Sonst sollte man aufhören mit dem Mist. Auch hier in Lehrte.

Aufgeben kam für mich noch nie in Frage, in der Niederlage steckt der Keim für den nächsten Sieg.

Eine Antwort

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  1. Lehrte - Blog - 16 Nov 2009 said, on 13. Januar 2010 at 21:34

    […] Kampagne und Tribunal – wat is dat? […]


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